User Experience Design erfährt glücklicherweise in Deutschland seit gut drei Jahren einen lange notwendigen Auftrieb. Zumindest ist das so mein Gefühl. Wie immer in Deutschland sind wir in der Entwicklung gute vier Jahre hinterher – in den USA ist UX Design schon lange ein Thema. Aber es kommt und ich bin sehr froh darüber. Zum einen, weil UX ein Thema ist, das mich schon seit langer Zeit mehr noch interessiert als Web Design und Web Entwicklung. Zum anderen, weil es absolut notwendig ist um Unternehmen und Nutzern bzw. den Menschen, die eine Webseite besuchen oder ein Produkt nutzen, den maximalen Mehrwert zu bieten.
Die Zeiten, in denen man etwas zusammengebastelt hat und der Nutzer sich damit zufriedengeben musste, sind längst vorbei. Die Konkurrenz ist zu groß, die Informationsquellen im Internet zu vielfältig, als dass man sich erlauben könnte, sich nicht mit den Problemen seines Produkts und den Wünschen und Gewohnheiten der Nutzer auseinanderzusetzen. Wer sich nicht darauf einstellt, Änderungen kurzfristig umzusetzen oder sein Produkt ggf. komplett umzustrukturieren, wird letzten Endes vom Markt überrollt werden und verschwinden.
Was macht User Experience Design so wichtig?
UX Design geht der Frage auf den Grund, wo die echten Probleme stecken. Symptome sind immer am offensichtlichsten und auch am einfachsten zu heilen. Allerdings führt das eben auch dazu, dass die eigentlichen Probleme nicht gelöst werden. Hier wird Geld verbraten ohne langfristig eine positive Veränderung herbeizuführen.
Das größte Problem ist in der Regel, dass Lösungen aus rein subjektiver Sicht erarbeitet werden, ohne vorher Daten darüber zu sammeln, wer sich auf der Seite tummelt und wie die Seite genutzt wird. Es gibt unterschiedlichste Tools um das Verhalten von Besuchern einer Webseite zu analysieren. Auch dabei kann es aber schnell passieren, dass man die falschen oder voreilige Schlüsse zieht bei der Betrachtung der Daten.
Auch lässt sich verhältnismäßig einfach, Feedback von den Seitenbesuchern einholen oder Ideen anhand von Prototypen testen. Selbst eine einzige kurze Frage kann unheimlich viele neue Informationen liefern, die dazu führen kann, dass man die richtigen Entscheidungen trifft und nicht blind irgendwelchen Ideen hinterher rennt.
Agiler Ansatz mit Lean UX
“Agil” ist in aller Munde – sei es nun in Zusammenhang mit Entwicklung oder auch Scrum. User Experience Design lässt sich ebenfalls agil durchführen und ist absolut sinnvoll. Anstatt lange Vorarbeit zu leisten um ein komplettes, bis ins letzte Detail ausgearbeitetes Konzept vorzubereiten und dieses dann umzusetzen, setzt man dabei auf kurze Zyklen. Dadurch wird es möglich, einzelne Module des Gesamtprojekts zu untersuchen, auszuarbeiten, per Prototyp zu testen und dann an die Entwickler zur Umsetzung zu geben. Während die Entwickler mit der Umsetzung beschäftigt sind, kann der gleiche Prozess für einen anderen Teil des Projekts beginnen. Darüber hinaus kann das fertig umgesetzte Modul direkt wieder getestet und ggf. modifiziert werden, während sich ein weiteres Modul schon in der Umsetzung befindet. Hier kann parallel und über Kreuz gearbeitet werden. Das spart Zeit und Geld und ist für die meisten Projekte auch vollkommen ausreichend, wenn man nicht bis in die tiefsten Tiefen von UX Design steigen will und muss.
Zu unterschiedlichen Zeitpunkten einsetzbar
Natürlich ist es immer sinnvoll User Experience Design von Anfang an im Projekt anzuwenden. Oftmals wird man aber zu späteren Zeitpunkten oder auch nur für ganz bestimmte Bereiche mit ins Projekt geholt. Nicht optimal, aber Projekte verlaufen in den seltensten Fällen optimal. Deshalb ist es gut, dass UX Design ein so breites Spektrum aufweist. Ob nun Teile eine Projekts ein Konzept benötigen, Optimierungsmaßnahmen gefunden, das User Interface analysiert oder A/B-Testings durchgeführt werden sollen: letztlich kann man an fast jeder Stelle eine Projekts einsteigen und positiven Einfluss darauf nehmen.
Letztlich ist nur wichtig, dass man aufgeschlossen bleibt. Denn es kann auch vorkommen, dass UX Design zu Lösungen kommt, die einem im ersten Moment nicht zusagen, weil sie der subjektiven Meinung oder der persönlich lang entwickelten Idee komplett widersprechen. Da muss man dann auch offen genug sein, um die notwendigen Projektanpassungen zu akzeptieren.
(Disclaimer: Der Beitrag wurde schon am 6. November 2017 auf design-monkey.de veröffentlicht.)
(Alle meine Artikel werden von mir persönlich geschrieben. Da schaut niemand mehr drüber, was manchmal vielleicht besser wäre. Aber dadurch bekommt man eben auch genau das zu lesen, was ich so denke und recherchiert und gelernt habe. Da bleiben ein paar Rechtschreibfehler nicht aus. Das tut mir auch echt leid, aber damit muss man dann auch einfach mal klar kommen.)