Masterpass – Ein Trauerspiel an User Experience

Oh Masterpass…so gerne würde ich dich ausprobieren, aber du lässt mich nicht. Als du noch ganz jung warst, wollte ich mich dir schon anvertrauen, aber du wolltest mich nicht hereinlassen. Ich weiß nicht mehr den Grund, aber ich weiß, dass es nicht nachvollziehbar war für mich.

Viele Monate später wollte ich es nochmals mit dir versuchen und dann das Grauen: ich sollte eine Sicherheitsfrage beantworten. Nach all dieser Zeit wusste ich nur leider nicht mehr so wirklich, was ich darauf ursprünglich geantwortet hatte. Aber ich hatte da so Ideen. Doch irgendwie lag ich falsch. Dann fiel mir aber auf, dass es noch eine Verifizierung per Telefon gab. Aber die wolltest du nicht mehr zulassen. Stattdessen hast du meinen Account blockiert – zeitlich beschränkt, aber dennoch äußerst nervig. Ich konnte also vorerst nichts mehr machen. Daraufhin habe ich mich dir wieder abgewandt.

Heute, wieder viele Monate später, gebe ich dir noch eine Chance. Ein Angebot lockt mich und deshalb überwinde ich mich, nochmals den Login zu versuchen. Ah, die Sicherheitsfrage. Die hatte ich vergessen. Aber nein, wie aus heiterem Himmel habe ich die Antwort dafür und kann mich einloggen. Das Paradies in greifbarer Nähe. Nur noch wenige Schritte und ich kann dem Kapitalismus noch einfacher frönen.

Hmmm…meine Adresse ist falsch. Es handelt sich noch um meine alte, denn zwischenzeitlich war ich ja umgezogen. Ich ändere sie. Funktioniert. Bei all den Ladesymbolen zwischen jedem Schritt wird mir immer schon flau im Magen, da ich nicht weiß, ob das Ladesymbol auch wieder verschwindet und der Vorgang erfolgreich abgeschlossen werden kann. Aber dieses Mal hat’s geklappt.

Kein Zahlungsmittel hinterlegt? Dem kann ich Abhilfe schaffen. Schnell die Kreditkarte gezückt, die Daten eingetragen und…nichts. Oh nein, mein Javascriptblocker funkt dazwischen. Ohne Javascript gibt es natürlich keine Möglichkeit weiterzumachen, da ihr wie so viele andere auch, auf solche Rückfalloptionen verzichtet, weil euch das egal ist. Gut, ich will mal nicht so sein. Ich gebe temporär einfach mal global alle Skripte frei – nur um sicherzugehen – und versuche die Karte wieder hinzuzufügen.

Super, das System hat sich natürlich nichts gemerkt. Wieso auch? Darf ich die Daten eben wieder alle neu eintragen. Macht doch Spaß. So, jetzt aber los. Oha… wohl doch nicht. Es muss überprüft werden, ob ich auch wirklich ich bin. Gut, viel Spaß dabei. “Verified by Visa”…ok, dann verified mal.

Tja, was soll ich sagen. Da passierte dann gar nichts mehr. Ich hab mit meiner Kreditkarte ansonsten keine Probleme. Ich weiß ja nicht mal, ob Masterpass jetzt ein Problem mit der Karte hatte oder ob es irgendwo anders ein Problem gab. Es ist auf jeden Fall nicht passiert. Hätte ich das Browsertab nicht geschlossen, würde die Verifizierung noch heute rotieren.

Was ich hier noch ausgelassen habe ist, dass ich mich mit Chrome gar nicht anmelden konnte, da sich das Anmeldefenster immer wieder von selbst geschlossen hat. Wieso? Mir vollkommen unverständlich. Ich tippe auf eine Sicherheitsmaßnahme, weil Lastpass lief. Ich habe daraufhin alles im Firefox versucht. Interessant auch, dass ich mich unzählige Male neu einloggen musste während der ganzen Versuche (ich hab das etwas gekürzt. Da waren noch weitere Varianten dabei.). Selbst wenn ich das Browsertab mal für zwei Minuten verlassen hatte, war ich plötzlich wieder ausgeloggt.

Masterpass, ich verstehe, dass du irgendwie sicher sein willst. Aber trage doch dein Sicherheitsbedürfnis nicht auf dem Rücken des Kunden aus. Sowohl die gesamte Oberfläche, als auch der Login-Prozess und die ganze Sicherheitshandhabung sind absolut jämmerlich. Hier wäre es wirklich toll gewesen, wenn du einfach mal ein paar Euro für einen guten UX-Designer in die Hand genommen hättest. Ich will dir ja eine Chance geben, und habe das oft genug getan, aber du willst mich einfach nicht. Das tut mir schon ganz leicht in der Seele weh.

(Disclaimer: Der Beitrag wurde schon am 24. Februar 2017 auf design-monkey.de veröffentlicht.)

(Alle meine Artikel werden von mir persönlich geschrieben. Da schaut niemand mehr drüber, was manchmal vielleicht besser wäre. Aber dadurch bekommt man eben auch genau das zu lesen, was ich so denke und recherchiert und gelernt habe. Da bleiben ein paar Rechtschreibfehler nicht aus. Das tut mir auch echt leid, aber damit muss man dann auch einfach mal klar kommen.)