Man stelle sich einen Hausbau vor. Da muss eine Küche rein, zwei Bäder und zwei Toiletten, ein Schlafzimmer und zwei Kellerräume wären auch noch schön. Nun fängt man an, sich die einzelnen Räume vorzunehmen und bis ins kleinste Detail auszuarbeiten. Ach ja, ein Fundament muss auch noch her und die Kellerräume müssen ausgehoben werden. Also ein paar Pfähle als Fundament in den Boden gerammt und das Loch ausgehoben für den Keller. Zimmer darüber gebaut, Dach drauf und das Haus ist fertig. (Mir ist übrigens durchaus klar, dass das so nicht funktionieren würde.)
Eigentlich alles ok – bis einem einfällt, dass man ja eigentlich in zwei Jahren eine Villa mit Pool gebaut haben will. Jetzt wird es natürlich schwierig. Das Grundstück war schon nicht darauf ausgelegt, das Fundament hält das auch nicht aus, das Haus müsste auch abgerissen werden und der Bank war auch nicht klar, dass da noch mehr als nur ein kleines Haus entstehen sollte.
Die Vision
Worauf will ich hinaus? Mit dem eher schwachen Beispiel will ich in ein Problem einsteigen, das viele haben – sowohl beruflich als auch privat: die fehlende Vision.
Wer keine Vision für ein Projekt egal welcher Art hat, wird Schwierigkeiten haben, ein klares Ziel zu sehen. Das führt dazu, dass man nicht klar kommunizieren kann, wo es eigentlich hingehen soll – weder sich selbst, noch seinen Mitmenschen. Man wird falsche Wege einschlagen. Wege, die einen vom eigentlichen Ziel abweichen lassen. Mitmenschen werden einen schwerer unterstützen können, da auch sie nicht sehen, wo der Weg hingehen soll.
Gerade wenn es um berufliche Projekte geht, ist es unabdingbar, Visionen dafür zu haben. Mitarbeiter müssen verstehen können, wo die Reise hingehen soll. Nur so können diese auch die richtigen Entscheidungen treffen und verrennen sich nicht in unsinnigen Teilprojekten. Wer das Gesamtbild versteht, kann sehr genau entscheiden, ob eine Aufgabe die große Vision vorantreibt oder nicht. Wer die Vision für ein Projekt verstanden hat, kann Kurskorrekturen zeitnah vornehmen, sollte das Schiff doch etwas vom Kurs abgekommen sein.
Darüber hinaus kann eine Vision auch als enorme Motivation für das Team dienen. Eine Vision sollte klar und deutlich in Schriftform hinterlegt werden und für jeden zu jeder Zeit sichtbar sein. Zum anderen sollte man aber auch dokumentieren, wie weit man sich der Vision schon genähert hat. Sollte sich herausstellen, dass man sich nicht so schnell genähert hat, wie erwartet oder sich sogar entfernt, dann kann schnell gegengelenkt werden. Die Dokumentation des Fortschritts legt für das Unternehmen oder auch z.B. das Projektteam offen, wie weit man sich doch schon vom Startpunkt entfernt und der Vision genähert hat. Ohne Dokumentation lässt sich das im Arbeitsalltag oftmals leider nicht mehr erkennen.
Doch was ist so eine Vision überhaupt?
Jim Collins beschreibt die Vision in “Built to Last” damit, dass man sich ein “Visonary Big Hairy Audacious Goal (BHAG)” – also ein visionär großes haariges, kühnes Ziel – setzen muss. Das können quantitative oder auch qualitative Ziele sein. Es kann auch das Ziel sein, die Wettbewerber zu verdrängen oder eine Vorreiterstellung oder Vorbildfunktion einzunehmen. Auf keinen Fall darf die Vision schnell oder zu leicht erreichbar sein. Das wäre ansonsten keine Vision, sondern nur ein Ziel auf dem Weg zur Vision.
Beispiele für visionäre BHAG’s sind:
- Das Automobil demokratisieren. (Ford, frühe 1900er)
- Das Unternehmen werden, das das schlechte Bild japanischer Produkte am meisten ändert. (Sony, frühe 1950er)
- Zerstöre Adidas. (Nike, 1960er)
Alle im Buch untersuchten Unternehmen (und es wurden 40 Unternehmen miteinander verglichen), die erfolgreich waren, hatten im Gegensatz zu ihren Mitbewerbern eine Vision und damit über lange Zeit hinweg Erfolg. Es gab noch mehr Gründe, aber die Vision war ein ganz entscheidendes Element für den Erfolg.
Das lässt sich auch problemlos auf das eigene Leben oder Projekte übertragen. Ohne das “große haarige Ziel”, bewegt man sich ohne Fokus nach vorne und riskiert, sich kaum mehr fortzubewegen. Man hangelt sich von Projekt zu Projekt, ohne dass diese einen tatsächlich weiterbringen würden.
Interessanterweise kommt man oftmals sehr lange ohne Vision aus und kann damit auch relativ erfolgreich sein. Aber genau darin liegt die Gefahr. Erst viel später kommt man an einen Punkt, an dem man nicht mehr weiterkommt oder sich alles schon auf dem absteigenden Ast befindet. An so einem Punkt angekommen, wird es äußerst schwierig, wieder in Richtung Vision zu steuern. Die Kosten für eine solche Kurskorrekturen sind extrem hoch und die meisten werden an diesem Punkt nicht mehr weiterkommen, ohne etwas komplett Neues anzufangen.
Mein Rat: investiert in die Vision
Ich musste und muss immer wieder beobachten, wie die notwendige Arbeit, die zur Definition einer Vision notwendig ist, vor konkreteren Problemen weichen muss. Ich kann auch verstehen, dass konkrete Probleme wichtiger erscheinen. Leider wird man dieses Versäumnis aber zu einem späteren Zeitpunkt teuer bezahlen müssen.
Deshalb bin ich doch sehr angetan davon, wenn ich positive Beispiele mitbekomme. So wie bei meinem aktuellen Arbeitgeber Zone zum Beispiel. Hier wird ganz klar kommuniziert, wo das Unternehmen hin will und was dafür unternommenen wird. Das macht für mich persönlich greifbar, wo ich mich im Unternehmen positionieren kann und welche Entscheidungen für die weitere Entwicklung sinnvoll sind.
Das sage ich jetzt nicht, weil ich dort angestellt bin, sondern weil es für mich unabdinglich ist, dass ein Unternehmen seine Ziele und Visionen festlegt und auch kommuniziert. Sonst würde ich dort nicht arbeiten können.
Was meint ihr? Kommentiert gerne auf Instagram oder Facebook oder schreibt mir eine Nachricht.
(Alle meine Artikel werden von mir persönlich geschrieben. Da schaut niemand mehr drüber, was manchmal vielleicht besser wäre. Aber dadurch bekommt man eben auch genau das zu lesen, was ich so denke und recherchiert und gelernt habe. Da bleiben ein paar Rechtschreibfehler nicht aus. Das tut mir auch echt leid, aber damit muss man dann auch einfach mal klar kommen.)