Ich hatte in meiner Laufbahn schon mit einigen Grafikdesigner zu tun und oftmals erlebt man da sehr ähnliche Situationen: es wird ein schönes Design präsentiert, aber die Argumente dafür beziehen sich hauptsächlich auf visuelle Elemente. Die eigentlich wichtigen Elemente für den Kunden werden dabei ausgelassen: Wieso ist das Design genau entstanden? Welche unternehmensrelevanten Bereiche hatten darauf Einfluss? Wie hat das Unternehmen, dessen Zielgruppe und Unternehmensziele auf das Design Einfluss genommen?
Wenn man sich nur auf den Bereich des Grafikdesigns konzentriert, kann man dabei oft das Umfeld etwas aus den Augen verlieren. Das führt dann unter Umständen zu unerwünschten Ergebnissen. Wer überzeugen und fundierte Ergebnisse präsentieren will, kommt um tiefgreifenden Analysen und das in Betracht ziehen unterschiedlichster Elemente eines Unternehmens, nicht herum. Diese können und sollten erheblichen Einfluss auf ein visuelles Design haben.
Design und Business
Ich hatte zu dem Thema schon den Artikel “Design und Business – Wieso man als Designer beides verstehen muss” verfasst, den man sich gerne durchlesen darf. Deshalb will ich hier gar nicht zu sehr auf das Thema an sich eingehen, sondern auf das Buch, das einfach sehr, sehr gut zur Thematik passt.
Schon beim ersten Durchblättern fällt auf, dass das Buch nicht für den normalen Leser gemacht wurde, sondern für Menschen mit einem Blick für Design. Das 2-spaltige Layout der Seiten, das immer wieder durch optische Elemente aufgebrochen wird, ist durchaus ungewöhnlich. Aber gerade dadurch bleibt das Buch auch rein optisch interessant. Wahrscheinlich um Grafikdesigner nicht mit “öden” Textwüsten zu langweilen. Mir gefällt es gut, auch wenn ich trotzdem in der Regel eine etwas “aufgeräumtere” Seite bevorzuge.
Business-Begriffe
Im ersten Teil des Buches wird auf die unterschiedlichen Begrifflichkeiten in der Unternehmenswelt eingegangen. Da wird zum Beispiel von Segmentierung, Differenzierung, Purchase Funnels und Brand Activation gesprochen. Schön daran finde ich, dass alle Begriffe kurz und knapp und auch nachvollziehbar erklärt werden. Perfekt, um zu einem späteren Zeitpunkt nochmal nachzuschauen, was den jetzt die Bedeutung einer Szenario-Analyse ist. Eine gute Basis für das, was dann im Buch noch folgt.
Unternehmer verstehen
Ein ganz essenzieller Punkt ist die Fähigkeit, das zu verstehen, was Unternehmer wirklich sagen, wenn sie etwas sagen. Das kann manchmal etwas schwierig sein, wenn man aus der Designwelt kommt. Damit der Kunde aber zufrieden ist mit der Arbeit, die man abliefert, sollte man sich etwas detaillierter mit dem Thema beschäftigen, damit die Kommunikation für alle immer klar und deutlich ist und man nicht aneinander vorbeiredet.
Dabei geht es vor allem auch darum, dass man sich in die unterschiedlichen Perspektiven derjenigen hineinversetzen kann, mit denen man im Projekt zu tun hat. Während das Account Management den Fokus darauf legt, Kunden zufriedenzustellen, liegt der Fokus beim New Business Management beispielsweise darauf, mögliche viele neue Kunden an Land zu ziehen. Je nach Projekt gilt es dann alle Perspektiven in Betracht zu ziehen und entsprechende Entscheidungen zu treffen.
Douglas Davis geht hier sehr schön auf die möglichen Probleme und Chancen in der Kommunikation mit Kunden ein.
Konkrete Arbeitsmittel
Ich will hier jetzt nicht auf jedes Kapitel eingehen, da dies jetzt zu umfangreich wäre und ich ja auch nicht vorgreifen möchte. Einen Punkt möchte ich aber unbedingt hervorstellen: Douglas Davis gibt einem mit diesem Buch auch ganz konkrete Arbeitsmittel an die Hand. Er bleibt eben nicht nur auf der theoretische Ebene, sondern bietet viele Templates dafür, wie man als Designer Entscheidungen besser treffen, belegen und präsentieren kann. Man kann also direkt loslegen, die Vorlagen übernehmen und in die eigene Arbeit integrieren. Von seinem Creative Strategy Framework über die Erstellung strategischer Optionen bis hin zu Tipps zur Präsentation der eigenen Arbeit, wird alles sehr einfach, aber niemals oberflächlich erklärt und anhand von Grafiken dargestellt.
Echte Beispiele
Jedes Kapitel beginnt mit einer Anekdote aus seinem Leben. Das macht die Themen greifbar und glaubwürdig und lockert dabei noch ganz nebenbei das Buch auf. Er geht sogar soweit, dass er sein Abschlusszeugnis von der Universität im Buch abdruckt. Damit will er ganz deutlich zeigen: Es kommt nicht zwangsläufig darauf an, was man in der Schule oder an der Universität gelernt hat, um erfolgreich zu sein. Es gibt andere Wege, um seine Ziele zu erreichen. Das kann ich so auch unterschreiben. Mein Weg war und ist auch keine Gerade von Punkt A nach B, sondern eine Linie, die viele Kurven gemacht hat und immer noch macht.
Ein guter Einstieg
Gerade vor dem Hintergrund, dass sich der Markt sehr schnell ändert und man nicht stehenbleiben darf, kann ich das Buch nur empfehlen. Es bietet einen sehr einfachen und umfassenden Einstieg in die Unternehmenswelt, ohne dabei oberflächlich zu sein oder zu langweilen. Natürlich kann und sollte man dann im besten Fall noch tiefer in die einzelnen Bereiche einsteigen. Für Designer, die damit anfangen wollen sich mit der Thematik zu beschäftigen, ist das Buch aber ideal.
Hier findet ihr das Buch bei Amazon:
https://www.amazon.de/Creative-Strategy-Business-Design-Douglas/dp/1440341559/
Ihr dürft aber auch gerne euren lokalen Buchhändler unterstützen.
(Disclaimer: Meine Buchempfehlungen werden nicht gesponsert. Ich kaufe mir die Bücher selbst und empfehle auch nur, was ich persönlich für gut befinde. Ich lese außerdem immer nur die englischen Versionen und kann auch nur diese bewerten.)
(Alle meine Artikel werden von mir persönlich geschrieben. Da schaut niemand mehr drüber, was manchmal vielleicht besser wäre. Aber dadurch bekommt man eben auch genau das zu lesen, was ich so denke und recherchiert und gelernt habe. Da bleiben ein paar Rechtschreibfehler nicht aus. Das tut mir auch echt leid, aber damit muss man dann auch einfach mal klar kommen.)